Der Regionalkrimi – Botschafter, Verherrlichung oder Verleumdung
Südtiroler Autorin bei einer Podiumsdiskussion auf der Buchmesse Leipzig
Der Regionalkrimi ist besser als sein Ruf – so lautete das Fazit der Podiumsdiskussion, die am 21. März im Forum autoren@leipzig auf der Leipziger Buchmesse stattfand. Mit dabei Anna Schneider, Walter Stonet und Heidi Troi, die unter anderem Krimis aus Südtirol schreibt und veröffentlicht.
Auf Einladung des Syndikats, eines deutschsprachigen Autorenverbands für Kriminalliteratur, nahm Heidi Troi an der gut besuchten Podiumsdiskussion teil. Zusammen mit ihr diskutierten Anna Schneider und Walther Stonet. Patricia Holland-Moritz moderierte die Diskussion.
Dem Regionalkrimi werden oftmals verklärende Tendenzen vorgeworfen, da die Vermarktung der Region mit derjenigen des Buches Hand in Hand geht. Die potentiellen Leser haben eine emotionale Bindung an die Region – etwa, weil sie hier Urlaub gemacht haben – und so werden oftmals vor allem die schönen Seiten der Region hervorgekehrt und die Kriminalgeschichte rückt in den Hintergrund.
Nicht so bei Heidi Troi. „Ich werde nicht von der Südtirol Marketing Gesellschaft bezahlt, also gibt es keinen Grund, Schönfärberei zu betreiben“, erklärt sie. In ihren Büchern gibt es daher durchaus auch kleine Spitzen gegen das, was in Südtirol eben nicht so rund läuft. Massentourismus, Monokulturen, schwelende Konflikte, Gewalt in der Familie sind immer wieder Thema in ihren Büchern. Genauso wie die die zwei Gesichter der Menschen, die hier leben und die Zwiespältigkeit in der sie sich befinden. Etwa wenn Trois Ermittler Lorenz Lovis zwar den Massentourismus verabscheut, aber selbst auch eine Ferienwohnung vermietet. „Als Einheimische kenne ich die Schattenseiten unserer Region von innen und gehe – hoffentlich – anders damit um als jemand, der das Land nur als Gast kennt.“ Für Heidi Troi ist es klar, dass sie nicht nur für den deutschen Touristen schreibt, sondern auch für den einheimischen Leser. Und der soll sich in diesen Geschichten wiederfinden.
Das ist auch mit ein Grund dafür, warum sich Troi weigert, ihre Krimis zu Reiseführern zu degradieren. Orte und Begebenheiten werden angedeutet, manchmal müssen auch einheimische Leser rätseln, um welche Burg oder welches Restaurant es sich am Ende handelt. Im Vordergrund steht die Geschichte, der Kriminalfall, der aufgedeckt wird oder die dunklen Flecken, die sich unter dem Südtiroler Idyll verbergen. Trotzdem gibt Heidi Troi zu, dass natürlich auch sie von dem einzigartigen Setting ihrer Heimat Gebrauch macht oder wie sie es ausdrückt: „Südtirol ist einfach schön. Das kann man nicht leugnen.“